Traditionen zu Weihnachten in Deutschland

Die Weihnachtszeit ist in Deutschland für viele Menschen eine ganz besondere Zeit. Die Straßen sind hell erleuchtet, an jeder Ecke gibt es einen Weihnachtsmarkt. Wenn man gerade erst nach Deutschland gekommen ist oder hier zu Besuch ist, können so manche Traditionen zu Weihnachten in Deutschland überraschend sein. Deshalb wollen wir Ihnen diese Traditionen einmal vorstellen.

Weihnachten ist das höchste Fest im christlichen Glauben, an dem die Geburt Jesu gefeiert wird. Allerdings feiern viele Menschen in Deutschland das Fest gar nicht mehr so christlich. Vielmehr geht es darum, mit Freunden und Familie eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen.

Der erste Advent, immer am Sonntag, vier Wochen vor Weihnachten, läutet in Deutschland die Adventszeit ein. Insgesamt gibt es vier Adventssonntage. Die Adventszeit dient dazu, sich auf Weihnachten vorzubereiten, aber auch um die besinnliche Zeit vor Weihnachten zu genießen und in die richtige Stimmung für Weihnachten zu finden.

Vor allem Kinder haben in der Adventszeit einen Adventskalender. Dieser Kalender hat 24 Türchen, hinter jedem verstecken sich kleine Überraschungen. Das erste Türchen wird am ersten Dezember geöffnet und das letzte direkt an Weihnachten. Es gibt unzählig viele verschiedene Adventskalender – mit Schokolade oder anderen Süßigkeiten, mit kleinen Spielsachen, mit Bildern, mit Rätseln, etc. Inzwischen gibt es auch für Erwachsene sehr viele verschiedene Adventskalender – mit Kosmetik, Schmuck, Tee, Müsli, etc. Und wer kreativ ist, kann sich die Mühe machen, einen Adventskalender selbst zu basteln.  

Eine weitere wichtige Tradition in der Adventszeit ist der Adventskranz. Dieser besteht meist aus Tannenzweigen, die mit bunten Weihnachtskugeln und anderen Verzierungen geschmückt sind. Auf dem Kranz sind genau vier Kerzen. An jedem Advent wird eine Kerze angezündet, bis bei der vierten Kerze dann Weihnachten vor der Tür steht.

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. An diesem Tag wird der heilige Nikolaus gefeiert, der viele gute Taten vollbracht hat und Menschen in Not geholfen hat. Dem Brauch zufolge stellen Kinder ihre Schuhe am Abend des 5. Dezember vor die Haustüre und am nächsten Morgen finden sie darin Süßigkeiten, die der Nikolaus gebracht haben soll.

Für die kleinen Kinder kommt der Nikolaus auch oft in Kindergärten. Aus einem goldenen Buch liest er dann die guten Taten der Kinder vor. Und manchmal wird der Nikolaus auch von Knecht Ruprecht begleitet, seinem Gehilfen, der die Kinder rügt, die unartig waren. Nikolaus und Knecht Ruprecht werden natürlich vom Kindergarten organisiert und sind verkleidete Erzieher:innen oder Familienangehörige.

Auch unter Erwachsenen oder in Unternehmen werden an diesem Tag Schokoladen-Nikoläuse verschenkt. Also wundern Sie sich nicht, wenn an diesem Tag eine kleine Überraschung auf Sie wartet.

In vielen Haushalten wird in der Adventszeit die Weihnachtsbäckerei angeworfen. Es werden viele verschiedene Kekse gebacken, die man fast überall in Deutschland “Plätzchen” nennt. Die beliebtesten Plätzchen in Deutschland sind Vanillekipferl, Zimtsterne, Spitzbuben und Butterplätzchen. Manche Menschen backen aber auch Lebkuchenhäuser. Diese kleinen Häuschen werden aus Lebkuchen, eine Art Weihnachtsgebäck, zusammengebaut und anschließend weihnachtlich verziert.

Zur Weihnachtszeit erleuchten deutsche Städte im Lichtermeer. Straßen und Läden sind weihnachtlich dekoriert, außerdem füllen Weihnachtsmärkte die Innenstädte. Überall riecht es nach Glühwein, Zimt und gebrannten Mandeln. Aber es gibt nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Stände mit Weihnachtsdekoration und feinem Kunsthandwerk. Schauen Sie sich einfach mal auf einem Weihnachtsmarkt um. Am meisten besucht sind sie am Wochenende und abends, wenn viele sich noch nach der Arbeit für einen Glühwein oder einen Punsch mit Freunden treffen. Die meisten Märkte öffnen mit dem Wochenende des ersten Advents und schließen zu Weihnachten.

Zu Weihnachten darf in Deutschland auch der Weihnachtsbaum nicht fehlen. Diesen Tannenbaum stellen sich die meisten in ihr Wohnzimmer. Der Baum wird mit Weihnachtskugeln und anderen kleinen Figuren und mit einer Lichterkette oder echten Kerzen geschmückt. Ganz oben auf der Spitze des Weihnachtsbaums thront traditionell der Weihnachtsstern. Viele nutzen allerdings inzwischen oft andere dekorative Baumspitzen. Übrigens: Je nachdem, wo man sich in Deutschland befindet, aber meistens eher im Süden, spricht man auch vom Christbaum und den Christbaumkugeln.

Einen großen Weihnachtsbaum haben aber auch viele Städte an zentralen Orten wie dem Marktplatz stehen. Aber auch in Einkaufszentren oder Unternehmen findet man häufig zur Adventszeit einen Weihnachtsbaum.

Wer bringt den Kindern denn nun die Geschenke? Der Weihnachtsmann oder das Christkind? Das ist in Deutschland je nach Region unterschiedlich. Im Süden kommt an Weihnachten das Christkind, in den nördlichen und östlichen Bundesländern kommt der Weihnachtsmann. Das Christkind symbolisiert allerdings noch traditionell das Jesuskind.

Das Krippenspiel wird meist an Heiligabend in der Kirche aufgeführt. Manche Schulen oder Kindergärten studieren das Krippenspiel auch mit den Kindern ein und führen dies vor den Familien auf. Allerdings ist das inzwischen aufgrund der kulturellen Vielfalt in Deutschland eher selten. Das Krippenspiel handelt von der Geburt Jesu.  

Es ist so weit, Weihnachten oder Heiligabend, wie es in Deutschland auch genannt wird, ist gekommen. Für Kinder und Erwachsene ein aufregender Tag. Die Kinder haben seit dem ersten Dezember auf das Fest hin gefiebert. Gefeiert wird in Deutschland ganz unterschiedlich.  

Ganz traditionell gehen Menschen mit christlichem Glauben an Heiligabend in die Kirche. Danach gibt es das Weihnachtsessen – in manchen Familien noch traditionell Würstchen mit Kartoffelsalat. Meistens gibt es aber inzwischen ein aufwendigeres Essen, wie Knödel, Blaukraut, Braten, etc. Viele Menschen in Deutschland gehen an Heiligabend allerdings nicht mehr in die Kirche. Sie starten einfach direkt mit dem Weihnachtsessen oder singen erst ein paar Weihnachtslieder.  

Und dann folgt für viele der spannendste Teil: die Bescherung. Jetzt dürfen alle die Geschenke auspacken, die das Christkind oder der Weihnachtsmann unter den Weihnachtsbaum gelegt hat. Wie groß die Geschenke ausfallen, ist ganz individuell.  

Auch ganz individuell ist, mit wem man Weihnachten feiert. Manche Menschen feiern Heiligabend ganz klassisch mit der Familie, andere mit Freunden und wieder andere feiern erst mit der Familie und treffen sich danach mit Freunden. In Deutschland ist Weihnachten lange nicht mehr an den christlichen Glauben gebunden – vielmehr ist es ein Fest, an dem man mit seinen Liebsten zusammenkommt und eine schöne Zeit verbringt. So trifft der Begriff “Fest der Liebe” inzwischen fast besser auf diesen besonderen Tag.

Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag besuchen viele Menschen dann noch Verwandte oder nutzen die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit.

Abschließend sollen die Sternsinger nicht unerwähnt bleiben. Am 6. Januar ist in Deutschland der Feiertag “Heilige Drei Könige”. Und genau diese heiligen drei Könige kommen aus dem christlichen Glauben. Sie kamen aus fernen Ländern und brachten dem Jesuskind Myrrhe, Weihrauch und Gold als Geschenk.  

Rund um diesen Tag verkleiden sich Kinder meist aus Kirchengemeinden als heilige drei Könige und klingeln an den Türen. Dort singen sie dann Lieder, bringen den Sternsingersegen an Türen an und sammeln Spenden für wohltätige Zwecke. Seien Sie also nicht verwundert, wenn plötzlich drei verkleidete Kinder singend vor Ihrer Tür stehen. ;)

Nun wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit, schöne Weihnachten und viele tolle neue Erfahrungen!