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Einwanderung & Auswanderung

Leben in Deutschland

Katharina Weckend | 17.10.2024

Sie wollen nach Deutschland auswandern oder sind gerade erst nach Deutschland gezogen? Sie wollen mehr über das Leben in Deutschland erfahren? Was macht das Leben in Deutschland so lebenswert? Wie ist das Arbeitsleben in Deutschland? Bei uns erhalten Sie Informationen, wichtige Tipps und nützliches Alltagswissen über das Thema “Leben in Deutschland”.

Allgemein

Deutschland liegt in Europa und erstreckt sich über eine Fläche von 357.595 Quadratkilometern. Das Land ist unterteilt in 16 Bundesländer, wobei Bayern das größte Bundesland ist. Die Hauptstadt ist Berlin und die Amtssprache Deutsch. Es leben 83,8 Millionen Menschen in Deutschland, davon 21,2 Millionen mit Migrationshintergrund. Bereits in den 60er Jahren kamen türkische Gastarbeiter:innen nach Deutschland, weshalb die türkische Community mit ca. 2,9 Millionen Menschen (1,5 Millionen mit türkischem Pass) besonders groß ist.

 

Deutschland gehört zu einem der sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Union (EU) und ist gleichzeitig aufgrund seiner Wirtschaftsstärke eines der bedeutendsten Mitglieder der EU. Bezahlt wird in Deutschland, wie in den meisten EU-Staaten, in Euro.

Warum in Deutschland leben?

Vielleicht wissen Sie schon, warum Sie nach Deutschland ziehen wollen. Aber was macht das Leben in Deutschland eigentlich lebenswert?  

 

Deutschland ist ein wirtschaftlich starkes und stabiles Land und eine der bedeutendsten Wirtschaftskräfte in Europa. Deutschland verzeichnet zwar eine steigende Arbeitslosigkeit, dennoch ist diese mit sechs Prozent immer noch niedrig. Das Land verfügt außerdem über ein solides Bildungssystem und ein besonders gutes Sozialsystem.

 

Deutschland gilt aber auch als eines der sichersten Länder Europas. Nicht nur die Kriminalitätsrate ist niedrig, sondern auch was Naturkatastrophen angeht, ist Deutschland relativ sicher im internationalen Vergleich. In Deutschland kommt es aber auch immer häufiger zu Stürmen und Hochwassern, die aber nicht so stark ausgeprägt sind wie Hurrikans oder Tornados.

Autofahren in Deutschland

Keine Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Autobahnen ist etwas, das viele Menschen über Deutschland wissen. Das ist aber nicht ganz korrekt. Es gibt zwar im Grunde keine vorgeschriebene Geschwindigkeit auf Autobahnen wie in anderen Ländern, dennoch sind die Geschwindigkeiten auf vielen Autobahnabschnitten in Deutschland aufgrund von Baustellen oder Sicherheitsmaßnahmen dennoch begrenzt. So dürfen Sie auf Autobahnen oft nur 120 km/h oder in Baustellenabschnitten 80 km/h oder nur 60 km/h fahren. Innerorts dürfen Sie 50 km/h fahren, außerorts 100 km/h. Außerdem herrscht Rechtsverkehr. Bitte beachten Sie, dass Sie jederzeit bei einer Fahrzeugkontrolle Ihren Führerschein, Fahrzeugschein und Ausweis vorzeigen können müssen.

 

Sie kommen nicht aus der EU und sind nach Deutschland gezogen? Dann dürfen Sie sechs Monate nach Anmeldung Ihres Wohnsitzes mit Ihrem ausländischen Führerschein in Deutschland Auto fahren. Sie sollten allerdings prüfen, ob Sie eine beglaubigte Übersetzung Ihres Führerscheins benötigen. Nach Ablauf dieser sechs Monate müssen Sie einen deutschen Führerschein beantragen. Dafür ist es in manchen Fällen notwendig, noch einmal eine Prüfung abzulegen.

Soziale Absicherung und Gesundheitssystem

Etwas, das Deutschland zu einem der attraktivsten Länder für eine Auswanderung macht, ist das ausgesprochen gute Sozial- und Gesundheitssystem.

Soziale Absicherung

Deutschland ist ein Sozialstaat, das heißt, der Staat sichert Sie gegen soziale Risiken ab. Zum einen bedeutet dies, dass Sie, egal ob Sie arbeiten oder nicht, immer gesetzlich krankenversichert sind. Außerdem erhalten Sie auch bei einer unverschuldeten Arbeitslosigkeit immer mindestens eine Grundsicherung. Wenn Sie bereits mehrere Jahre gearbeitet haben und unverschuldet arbeitslos werden, erhalten Sie sogar 60 Prozent Ihres vorherigen Gehalts. Wenn Sie Arbeitnehmer:in sind, werden Sie automatisch für weitere Risiken abgesichert, da Sie mit Ihrem Gehalt direkt in die folgenden Versicherungen einzahlen. Die Beitragshöhe richtet sich hierbei nach Ihrem Gehalt. 

 

  • Krankenversicherung
    Hier handelt es sich um die gesetzliche Krankenversicherung. Es gibt auch eine private Krankenversicherung für Beamtinnen und Beamte und Selbständige.
  • Pflegeversicherung
    Diese Versicherung schützt Sie, falls Sie pflegebedürftig werden sollten.
  • Rentenversicherung
    Wenn Sie in die Rente gehen, bekommen Sie weiterhin monatlich Geld. Die Höhe richtet sich danach, wie viel Sie über die Dauer Ihrer Berufstätigkeit in die Rentenversicherung eingezahlt haben.
  • Unfallversicherung
    Diese Versicherung greift, wenn Sie für Ihre Genesung nach einem Berufsunfall finanzielle Unterstützung benötigen.
  • Arbeitslosenversicherung
    Sollten Sie unverschuldet arbeitslos werden, erhalten Sie nicht nur eine Grundsicherung, sondern erst einmal 60 Prozent Ihres vorherigen Einkommens durch das Arbeitslosengeld.

Gesundheitssystem

Deutschland ist bekannt für ein sehr gutes Gesundheitssystem. Die gesetzliche Krankenkasse deckt die meisten Behandlungen ab. Dazu zählen vor allem Besuche bei Hausärztinnen und -ärzten, bei den meisten Fachärztinnen und -ärzten, sowie Krankenhausaufenthalte, Operationen und natürlich lebensnotwendige Behandlungen. Bestimmte zahnärztliche Behandlungen und Besuche bei Osteopathinnen und Osteopathen und Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern sind nicht automatisch abgedeckt. Hierfür können Sie aber auch Zusatzversicherungen abschließen. Außerdem erhalten Sie Medikamente entweder komplett kostenlos oder müssen einen geringen Anteil selbst bezahlen, zwischen 5 und 10 Euro. Diese Gebühr nennt man in Deutschland üblicherweise “Rezeptgebühr”.

 

Tipp: Informieren Sie sich immer genau, ob eine Facharztpraxis sowohl gesetzlich als auch privat versicherte Patientinnen und Patienten annimmt. Außerdem kann es in Facharztpraxen zu längeren Wartezeiten aufgrund des Fachkräftemangels kommen. Wenn Sie früher einen Termin benötigen, können Sie Ihre Krankenkasse kontaktieren.

Arbeiten in Deutschland 

Deutsche gelten in anderen Ländern als diszipliniert, strukturiert und fleißig, aber wie ist es eigentlich in Deutschland zu arbeiten?

 

Ein Arbeitstag in Deutschland hat in der Regel acht Stunden und eine Vollzeit-Arbeitswoche ungefähr 40 Stunden. Gesetzlich vorgeschrieben sind vier Wochen Urlaub im Jahr, allerdings erhalten die meisten Arbeitnehmer:innen in Deutschland mehr als fünf Wochen. Nicht zu vergessen sind natürlich die zahlreichen gesetzlichen Feiertage in Deutschland. Je nach Bundesland haben Sie zusätzlich an 9 bis 13 Feiertagen frei.

 

Tipp: In Deutschland bekommen Sie nicht den vereinbarten Bruttolohn, der in Ihrem Arbeitsvertrag steht, sondern den Nettolohn. Von Ihrem Bruttolohn werden die oben genannten Sozialversicherung abgezogen. Ihnen wird also monatlich der sogenannte Nettolohn ausbezahlt. Online gibt es einige Brutto-Netto-Rechner, die Ihnen berechnen können, welches Gehalt Ihnen ausgezahlt wird.

Bildungssystem

Sie haben Kinder, die in Deutschland zur Schule gehen sollen? Das Bildungssystem in Deutschland ist für alle kostenlos zugänglich. Privatschulen gibt es zwar, es ist aber üblich, Kinder an eine öffentliche Schule zu schicken. Die Schulzeit beginnt für Ihr Kind mit der Grundschule. Vorher ist es Eltern freigestellt, ob Sie ihre Kinder in einem Kindergarten oder bei Tageseltern betreuen lassen wollen, oder ob Sie das selbst tun wollen.

 

In Deutschland herrscht Schulpflicht für alle Kinder ab sechs Jahren. Wird Ihr Kind erst im August oder September sechs Jahre alt, dann können Sie selbst wählen, ob es bereits zur Schule gehen soll. In diesem Ausnahmefall ist es möglich, dass Ihr Kind auch erst mit sieben Jahren zur Schule gehen darf.

 

  • Grundschule
    Die Schule fängt für Kinder in der Grundschule an. Dort besuchen Sie die erste bis vierte Klasse. In der vierten Klasse wird entschieden, ob Sie in der fünften Klasse eine Hauptschule, Realschule, ein Gymnasium oder in manchen Bundesländern auch eine Gesamtschule besuchen werden. Dies entscheidet allen voran die Schulleistung des Kindes.
  • Hauptschule
    Dort besuchen Kinder die fünfte bis neunte Klasse und erhalten einen Hauptschulabschluss oder einen qualifizierten Hauptschulabschluss, auch “Quali” genannt. Mit diesen Abschlüssen können die Jugendlichen eine Berufsausbildung beginnen.
  • Realschule
    Kinder besuchen in der Realschule die fünfte bis zehnte Klasse - also ein Jahr länger als in der Hauptschule. Hier erhalten die Jugendlichen einen Realschulabschluss oder auch “Mittlere Reife”, der sie dazu qualifiziert, ebenso Berufsausbildungen zu starten. Allerdings haben Jugendliche mit diesem Abschluss eine größere Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten. Und sie können mit diesem Abschluss auch ein Fachabitur an einer weiterführenden Schule abschließen und anschließend studieren, allerdings nur bestimmte Studiengänge.
  • Gymnasium
    Das Gymnasium ist die höchste Bildungsstufe für Kinder. Hier besuchen Sie die fünfte bis zwölfte oder dreizehnte Klasse. Dort erhalten Sie die allgemeine Hochschulreife, auch Abitur genannt. Mit diesem Abschluss steht jungen Erwachsenen komplett frei, was sie tun wollen. Sie können studieren aber natürlich auch Berufsausbildungen beginnen, die sie manchmal sogar in verkürzter Zeit abschließen dürfen.
  • Gesamtschule
    In manchen Bundesländern gibt es auch Gesamtschulen. Dort werden Haupt-, Realschule und Gymnasium miteinander vereint. Hier gibt es verschiedene Ansätze. Den Schüler:innen steht nach der zehnten Klasse offen, ob sie die allgemeine Hochschulreife absolvieren wollen bzw. können oder nicht.

 

Sie sind aus einem anderen Land nach Deutschland gezogen und Ihr Kind soll nun eine deutsche Schule besuchen?

In diesem Fall entscheiden Schulleitung und Schulbehörde je nach Sprachkenntnissen, wie Ihr Kind eingeschult wird. Sollten die Sprachkenntnisse für den normalen Besuch der Klasse noch nicht ausreichen, erhält das Kind in der Regel erst einmal Probeunterricht.

 

Tipp: Sie wissen nicht genau, welche Schule Sie wählen sollen und was eine gute Schule in Deutschland überhaupt ausmacht? Achten Sie auf folgende Punkte:  

  • Eine Schule sollte Wahlunterricht anbieten, also Kurse, die ein Kind nach der Schule zusätzlich besuchen kann, wie Theaterkurse, Chor, Orchester, etc.  
  • Außerdem sollte eine Schule außerschulische Aktivitäten planen, ebenso wie Veranstaltungen und Exkursionen.  
  • Manche Schulen bieten auch Sprachkurse für ausländische Schüler:innen an.

Als Familie in Deutschland leben

Familien kommt in Deutschland ein besonderer Schutz zu. Das ist sogar im Grundgesetz verankert. Zuerst einmal gibt es den sogenannten Mutterschutz, der berufstätige werdende Mütter dazu verpflichtet, sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt nicht zu arbeiten. Außerdem erhalten Eltern, egal ob Mütter oder Väter, eine bis zu dreijährige Elternzeit. Voraussetzung ist, dass sie Arbeitnehmer:innen mit einem deutschen Arbeitsvertrag sind.

 

Außerdem erhalten Familien besondere finanzielle Zuschüsse, wie das Elterngeld, das sie bis zu 14 Monate lang erhalten können. Hier wird unterschieden in Basiselterngeld, ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus. Anspruch auf Elterngeld haben alle Menschen aus Ländern der Europäischen Union, aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz, wenn sie in Deutschland wohnen und arbeiten. Auch Staatsbürger:innen anderer Länder können Elterngeld beantragen, wenn sie einen Aufenthaltstitel haben, der sie berechtigt, in Deutschland zu arbeiten. Des Weiteren bekommen Familien unabhängig von der Höhe des Gehalts Kindergeld bis das Kind 18 Jahre alt ist. Dies beläuft sich derzeit pro Kind auf 250 Euro im Monat (Stand 2023). Bitte beachten Sie, dass Sie für die Beantragung von Kinder- und Elterngeld unter Umständen die Übersetzung der ausländischen Geburtsurkunde Ihres Kindes benötigen.

 

In Deutschland haben Kinder nach Vollendung des ersten Lebensjahres Anspruch auf die Betreuung und Förderung in einer Kindertagesbetreuung, kurz Kita. Leider ist dies aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland nicht immer durchsetzbar. Kita-Plätze in Deutschland sind knapp. Kümmern Sie sich daher frühzeitig um einen Kita-Platz für Ihr Kind. Von 0 bis drei Jahren können Kinder in Deutschland eine Kinderkrippe besuchen, von drei bis sechs Jahren einen Kindergarten. Es steht Ihnen aber auch offen, Ihr Kind von Tageseltern betreuen zu lassen. Diese kümmern sich privat um Ihr Kind, was eine intensivere Betreuungsmöglichkeit bietet. Einen Kita-Platz können Sie beispielsweise über das Jugendamt suchen oder Sie schauen sich einfach in Ihrer Gegend um. Wählen Sie eine passende Kita aus, schauen Sie sich diese an und machen Sie sich einen Eindruck, bevor Sie Ihr Kind anmelden.

Mehr Informationen für die Einwanderung nach Deutschland

Über die Autorin

Katharina Weckend, Content & SEO Managerin

Katharina arbeitet seit diesem Jahr bei lingoking als Content und SEO Managerin. Sie ist verantwortlich für die Content- und SEO-Strategie und schreibt Texte für die Website, den Ratgeber und andere Medien von lingoking. "Ich freue mich, in unserem Rategeber Wissen weiterzugeben und so zu helfen, Sprachbarrieren weiter einzureißen."

Porträt von Katharina, Content Managerin bei lingoking