Pflegekraft spricht mit einem alten Mann mit Stock
Einwanderung & Auswanderung

Fachkräftemangel in Deutschland

Katharina Weckend | 08.10.2024

Im Jahr 2060 könnten dem deutschen Arbeitsmarkt rund 16 Millionen Fachkräfte fehlen. Das liegt vor allem am demografischen Wandel. Helfen soll die Einwanderung von qualifizierten ausländischen Fachkräften. Jeder spricht darüber, aber was genau bedeutet das eigentlich? Was sind Fachkräfte? Was sind die Gründe für den Fachkräftemangel? Wir geben Ihnen in diesem Artikel Antworten auf wichtige Fragen zum Thema Fachkräftemangel.

Was sind Fachkräfte?

Als Fachkraft in Deutschland gelten Menschen, die eine mindestens zweijährige Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss abgeschlossen haben. Hierbei ist es egal, in welchem Fachgebiet ein Abschluss erworben wurde. Denn anders als viele erst einmal denken, sind alle Menschen mit mindestens zweijähriger Berufsausbildung Fachkräfte. Beim Fachkräftemangel denkt man aber vor allem erst einmal an Pflegekräfte, aber was ist der Fachkräftemangel eigentlich?

Was ist der Fachkräftemangel?

Wenn man vom Fachkräftemangel spricht, dann geht es - wie das Wort schon sagt - um den Mangel an Fachkräften in manchen Bereichen. Und genau das ist ein wichtiger Punkt: Der Fachkräftemangel in Deutschland ist nicht flächendeckend und betrifft nur manche Berufsgruppen, wie Pflegeberufe, Kindererziehung, Ärztinnen und Ärzte, Kraftfahrer:innen, etc. Deshalb denkt man bei Fachkräften auch sofort an Pflegeberufe. Aber warum fehlt es eigentlich überhaupt an Fachkräften in diesen Bereichen?

Was ist der Grund für den Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel ist hauptsächlich dem demographischen Wandel geschuldet, denn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer gehen jetzt und in den kommenden 15 Jahren in Rente und stehen dem Arbeitsmarkt so nicht mehr zur Verfügung. Die nachfolgenden Generationen, wie Generation X und Y, sind weniger geburtenstark und können die Lücke nicht schließen. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind heute rund 45,7 Millionen Menschen in Deutschland im erwerbstätigen Alter, 2060 werden es nur noch rund 40,4 Millionen sein.

 

Aber das ist nicht das einzige Problem, denn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer führen auch zu einer Überalterung der Gesellschaft. Das bedeutet, es werden perspektivisch mehr Pflegekräfte als heute benötigt - genau dort, wo heute schon ein Fachkräftemangel herrscht.  

 

Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist die Tatsache, dass Ausbildungsberufe immer weniger attraktiv für junge Menschen sind. 2023 blieben rund 35 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt (Quelle: IAB). Immer mehr junge Menschen wollen ein Studium absolvieren. Das liegt nicht nur daran, dass man mit einem Hochschulabschluss oft mehr Geld verdient, sondern in der Gesellschaft leider oft ein höheres Ansehen hat. Pflege- und Handwerksberufe beispielsweise sind oft nicht so hoch angesehen.

Wo ist der Fachkräftemangel am größten?

Der Fachkräftemangel ist aber nicht nur in Deutschland ein Problem. Viele Länder in Europa sind betroffen, aber auch weltweit Länder wie Kanada und Neuseeland.

 

Wie bereits erwähnt herrscht in Deutschland nicht flächendeckend ein Fachkräftemangel, sondern nur in bestimmten Branchen. Die sogenannte Fachkräftelücke wird danach bemessen, wie viele Stellen derzeit unbesetzt bleiben. Laut Erhebungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), sind die folgenden Berufe, derzeit am meisten in Deutschland gesucht:

 

  • Sozialarbeit und Sozialpädagogik
  • Kinderbetreuung und -erziehung
  • Altenpflege
  • Bauelektrik
  • Gesundheits- und Krankenpflege
  • Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
  • Informatik
  • Physiotherapie
  • Kraftfahrzeugtechnik
  • Berufskraftfahrer:in

 

Bis 2026 könnte sich dieses Bild aber noch einmal ändern. Dann könnten laut IW im Verkauf und in der Kindererziehung und -betreuung die meisten Fachkräfte fehlen.

Wie kann man den Fachkräftemangel beheben?

Die einzige nachhaltige Möglichkeit, die Zahl der aktuellen Erwerbstätigen zu steigern, ist es, qualifizierte Fachkräfte aus anderen Ländern nach Deutschland zu holen. Dafür muss Deutschland ein attraktives Land für eine Auswanderung sein. Dies ist zugegeben bisher nicht immer gut gelungen.

Fachkräfte aus dem Ausland - Herausforderungen

Alleine die Sprachbarriere ist in Deutschland höher als in anderen Ländern. Englischsprachige Länder, wie das Vereinigte Königreich, Kanada oder Neuseeland haben hier einen Pluspunkt, aber auch skandinavische Länder, in denen die englische Sprache weit verbreitet ist. In Deutschland müssen Fachkräfte aus dem Ausland erst einmal eine neue Sprache lernen, um sich im Job, aber auch im Alltag gut verständigen zu können. Denn in Deutschland ist die englische Sprache leider nicht so weit verbreitet, vor allem nicht im Alltag.

 

Des Weiteren sind die bürokratischen Hürden in Deutschland relativ hoch, zum Beispiel auch bei der Anerkennung von Abschlüssen. In Deutschland gibt es strenge Vorgaben, wann Abschlüsse anerkannt werden können und wann eine Nachqualifizierung notwendig ist. Auch die Beantragung eines Visums ist mit hohen bürokratischen Hürden verbunden, die viele Menschen aus anderen Ländern oft auch einfach gar nicht kennen. Wenn man dann die deutsche Sprache nicht perfekt beherrscht, dann kann der Bürokratie-Dschungel sehr abschreckend sein.

 

Aber auch kulturell werden Fachkräfte in manchen Regionen in Deutschland vor Herausforderungen gestellt, denn nicht in allen Bundesländern ist die Willkommenskultur ein wichtiger Bestandteil der Identität.

 

Eine Lösung wurde allerdings mit dem 2023 verabschiedeten Fachkräfteeinwanderungsgesetz gefunden. Teil dieses Gesetzes ist die Chancenkarte, die es nun seit diesem Jahr gibt. Diese ist relativ leicht zu beantragen und man kann auch ohne festes Jobangebot nach Deutschland kommen und hier ein Jahr lang nach einem Job suchen.

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FAQs zum Thema Fachkräfte

Ja, in Deutschland fehlen rund 570.000 Fachkräfte, das heißt, 570.000 offene Stellen konnten 2023 nicht besetzt werden. Und diese Lücke wird immer größer, da geburtenstarke Jahrgänge der Babyboomer in aktuell in Rente gehen und nachfolgende geburtenschwächere Generationen, diese Lücke nicht schließen können.

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist am größten in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Kinderbetreuung und -erziehung, Altenpflege, Bauelektrik, Gesundheits- und Krankenpflege, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Informatik, Physiotherapie, Kraftfahrzeugtechnik und bei den Berufskraftfahrer:innen.

2023 waren laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft rund 570.000 offene Stellen nicht besetzt. Bis 2060 werden rund 16 Millionen Fachkräfte fehlen.

Fachkräftemangel in Deutschland herrscht vor allem in der Pflege, im Vertrieb, in der Bau- und IT-Branche sowie in Lehre und Erziehung.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll es Fachkräfte aus dem Ausland erleichtern, nach Deutschland zu kommen. So wird die Verdienstgrenze der Blauen Karte herabgesetzt und die Chancenkarte im Punktesystem eingeführt.

Autorin

Katharina Weckend, Content & SEO Managerin

Katharina arbeitet seit diesem Jahr bei lingoking als Content und SEO Managerin. Sie ist verantwortlich für die Content- und SEO-Strategie und schreibt Texte für die Website, den Ratgeber und andere Medien von lingoking. "Ich freue mich, in unserem Rategeber Wissen weiterzugeben und so zu helfen, Sprachbarrieren weiter einzureißen."

Porträt von Katharina, Content Managerin

Übersetzung Englisch

Belinda Grace, Content Writer

Belinda arbeitet seit Anfang 2022 als Freelancerin mit lingoking zusammen. Für lingoking übersetzt sie Blog-  und Website-Artikel und schreibt Beiträge für Social Media. Ihr Motto ist: “Begin each day as if it were on purpose”.

Porträt von Belinda Grace, Freelancerin bei lingoking