Die neue Chancenkarte
Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würden laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klima bis zum Jahr 2060 etwa 16 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen.
Die Chancenkarte, die es seit dem 1. Juni in Deutschland gibt, soll dieser Entwicklung entgegenwirken. Sie erleichtert es Fachkräften aus dem Ausland, in Deutschland anzukommen. Künftig haben diese ein Jahr statt nur drei Monate Zeit einen qualifizierten Job zu finden.
Wir erklären Ihnen, wie die Chancenkarte funktioniert und was Sie brauchen, um sie zu erhalten.
Wie funktioniert die Chancenkarte?
Mit der Chancenkarte können anerkannte Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten („Drittländer“) nach Deutschland einreisen. Hier gibt es zwei verschiedene Optionen, um eine Chancenkarte zu erhalten.
1. Option
Sie besitzen eine berufliche oder akademische Qualifikation aus Ihrem Herkunftsland, die in Deutschland voll anerkannt ist. Oder Sie haben Ihren Hochschul- oder Berufsabschluss in Deutschland abgeschlossen.
Außerdem muss Ihr Lebensunterhalt für die gesamte Dauer des Aufenthalts in Deutschland gesichert sein.
2. Option
Sie erreichen durch das Punktesystem der Chancenkarte sechs Punkte und erfüllen zusätzlich diese Grundvoraussetzungen:
- eine mindestens zweijährige Berufsausbildung oder ein Hochschulabschluss, der im Herkunftsland staatlich anerkannt ist
- einfache Deutsch- (A1) oder Englischkenntnisse (B2), nachgewiesen durch relevante Sprachinstitute (z. B. Goethe-Zertifikat, TestDaF, DSD, TOEFL, IELTS, Cambridge Certificate)
- finanzielle Absicherung, Sperrkonto oder z. B. durch eine Nebenbeschäftigung von bis zu 20 Wochenstunden
Punkteverteilung für die Chancenkarte
Punkte müssen Sie nur für Option 2 sammeln und wenn Sie die oben genannten Grundvoraussetzungen erfüllen. Sie benötigen mindestens sechs Punkte, um die Chancenkarte zu erhalten. Punkte erhalten Sie für folgende Kriterien:
4 Punkte
- ausländischer Hochschul- oder Berufsabschluss teilweise anerkannt in Deutschland
- “Bescheid mit Auflage in einem reglementierten Beruf”: Sie haben eine offizielle Erlaubnis, einen reglementierten Beruf auszuüben (z. B. Erzieher, Krankenpfleger oder Ingenieure)
3 Punkte
- fünf Jahre Berufserfahrung in den letzten sieben Jahren im erlernten Beruf
- Deutschkenntnisse auf Sprachniveau B2
2 Punkte
- zweijährige Berufserfahrung in den letzten fünf Jahren im erlernten Beruf
- Sie sind nicht älter als 35 Jahre
- Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B1
1 Punkt
- Berufe, die in Deutschland als “Engpass-Berufe” (z. B. Arzt/Ärztin, Lehrkräfte, IT-Fachkräfte) gelten
- Sie sind zwischen 35 und 40 Jahren alt
- mindestens sechsmonatiger rechtmäßiger und ununterbrochener Aufenthalt in Deutschland in den letzten fünf Jahren (touristische Voraufenthalte zählen nicht dazu)
- Deutschkenntnisse auf Sprachniveau A2
- Englischkenntnisse auf Sprachniveau C1
- Ehepartner:in erfüllt bereits Voraussetzungen für Chancenkarte
Machen Sie den “Self-Check” und prüfen Sie, ob die Chancenkarte die für Sie richtige Option ist.
Welche Vorteile bietet die Chancenkarte?
Für Fachkräfte aus dem Ausland bietet die Chancenkarte einen vereinfachten Einstieg ins deutsche Arbeitsleben. Bisher mussten Bewerber:innen aus Nicht-EU-Staaten innerhalb von drei Monaten eine Arbeitsstelle mit festem Arbeitsvertrag in ihrem Berufsfeld vorweisen können, um in Deutschland leben und arbeiten zu können. Mit der Chancenkarte haben sie nun ein Jahr Zeit.
Außerdem dürfen Neuankömmlinge in Deutschland mit der Chancenkarte bis zu 20 Stunden pro Woche in einem Beschäftigungsverhältnis arbeiten und über 1.000 Euro im Monat verdienen, beispielsweise in einem Minijob oder einer Teilzeitbeschäftigung.
Für in Deutschland ansässige Arbeitgeber:innen hat die Chancenkarte den Vorteil, dass sie schneller und einfacher qualifizierte Arbeitnehmer:innen aus EU-Drittstaaten einstellen können. Der bürokratische Aufwand wird dabei drastisch reduziert.
Wo kann die Chancenkarte beantragt werden?
Die Chancenkarte kann bei der zuständigen Auslandsvertretung Deutschlands (meistens Deutsche Botschaft) in Ihrem Herkunftsland beantragt werden. Informieren Sie sich unbedingt auf der Website oder telefonisch bei der jeweiligen Auslandsvertretung, welche Unterlagen Sie benötigen. Unter Umständen müssen Sie einen Termin bei der Auslandsvertretung vereinbaren und hier Ihren ausgefüllten Visumantrag und Ihre weiteren Unterlagen persönlich abgeben.
Welche Unterlagen werden für die Chancenkarte benötigt?
Genaue Informationen, welche Unterlagen von Ihnen für die Chancenkarte benötigt werden, erhalten Sie direkt auf der Website der jeweiligen Auslandsvertretung.
In jedem Fall benötigen Sie aber folgende Unterlagen:
- ausgefüllter Antrag
- Reisepass (mindestens noch sechs Monate gültig)
- Nachweise über Schulabschluss, Ausbildung, Sprachkenntnisse, Voraufenthalte, etc.
- Nachweis über finanzielle Absicherung
- Krankenversicherung
Unter Umständen benötigen Sie auch:
- ein bis zwei biometrische Fotos
- Wohnsitzbescheinigung
- Lebenslauf
- Motivationsschreiben für die Chancenkarte
Übersetzung der Dokumente?
Die meisten Auslandsvertretungen benötigen Ihre Unterlagen auf Deutsch. Das heißt, Sie müssen sich vorher um die (beglaubigte) Übersetzung Ihrer Dokumente kümmern.
Wenn Sie die Chancenkarte erhalten haben und in Deutschland angekommen sind, können Sie sich als Inhaber:innen der Chancenkarte für Sprach- und Integrationskursen anmelden. So lebt es sich in Deutschland nicht nur besser, sondern solide Deutschkenntnisse erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in Deutschland einen qualifizierten Job finden und so in Deutschland bleiben können.
Sie haben in Deutschland eine qualifizierte Beschäftigung gefunden – was jetzt?
Wenn Sie innerhalb Ihres einjährigen Aufenthalts in Deutschland eine qualifizierte Beschäftigung gefunden haben, können Sie bei der örtlichen Ausländerbehörde in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis beantragen.
Wie viel kostet die Chancenkarte?
Der Visumantrag selbst kostet in der Regel 75 Euro. Dazu kommen Kosten für die Übersetzung Ihrer Dokumente ins Deutsche. Diese variieren je nach Umfang und Sprachkombination. Berechnen Sie jetzt die Kosten für die Übersetzung Ihrer Dokumente.
Weitere wichtige Tipps
Für die Beantragung der Chancenkarte ist es wichtig, schnellstmöglich alle erforderlichen Unterlagen zusammenzustellen, damit ihr Antrag auch schnellstmöglich bearbeitet und im besten Fall auch bewilligt werden kann. Ein erster Schritt hierbei ist es, alle wichtigen Informationen bei Ihrer Auslandsvertretung einzuholen. Schauen Sie hierfür auf die Website der Auslandsvertretung oder treten Sie telefonisch oder per E-Mail in Kontakt. So erhalten Sie alle wichtigen Informationen, die für Ihr Herkunftsland gelten. Anschließend können Sie sich um alle Nachweise und die Übersetzung Ihrer Dokumente kümmern, um den Antrag schließlich vollständig einzureichen.
Sollten Sie noch weitere Fragen haben, finden Sie weitere hilfreiche Informationen in den untenstehenden Links. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! :)
Weitere hilfreiche Informationen:
Über die Autorin
Katharina Weckend, Content & SEO Managerin
Katharina arbeitet seit diesem Jahr bei lingoking als Content und SEO Managerin. Sie ist verantwortlich für die Content- und SEO-Strategie und schreibt Texte für die Website, den Ratgeber und andere Medien von lingoking. "Ich freue mich, in unserem Rategeber Wissen weiterzugeben und so zu helfen, Sprachbarrieren weiter einzureißen."