Zwei Frauen mit unterschiedlicher Hautfarbe und Regenbogen auf die Arme gemalt um Diversität darzustellen
Wissenswertes

Gendern für mehr Respekt

Katharina Weckend | 27.05.2024

In diesem Artikel wollen wir uns mit dem Thema Gendern beschäftigen - ein Thema das die Gemüter inzwischen spaltet. Aber warum eigentlich? Wir erklären, warum wir uns bei lingoking fürs Gendern entschieden haben und wie wir verschiedene Genderschreibweisen miteinander verglichen haben, um schließlich die für uns richtige Entscheidung zu treffen.

Warum gendern wir bei lingoking?

Für viele Unternehmen und Organisationen ist es keine Frage mehr, ob man gendert, sondern wie. Gendern gehört mittlerweile einfach zum guten Ton - und somit auch zur Corporate Language dazu. Auch wenn das Gendern alleine nicht dazu führt, dass ab sofort Gleichberechtigung in allen Bereichen herrscht, so schafft es doch für alle Personengruppen den nötigen Respekt. Und genau deswegen war es uns bei lingoking wichtig, eine gute und richtige Genderschreibweise zu finden, die möglichst inklusiv und barrierefrei ist. Auf dem Weg dorthin haben wir uns einige Formen des Genderns angeschaut und miteinander verglichen.

Alte Genderschreibweisen

Es gibt inzwischen sehr viele Genderschreibweisen, davon auch einige, die inzwischen eher weniger benutzt werden. Aber auch über diese wollen wir kurz sprechen und darüber, warum sie heute nicht mehr so üblich sind.

 

Das Binnen-I (Beispiel: ÜbersetzerInnen) ist eine der ersten Genderschreibweisen und sollte vor allem Frau und Mann gleichstellen. Heute ist diese Form veraltet, da sie die Vielfalt der Geschlechter nicht widerspiegelt. Außerdem wird das Binnen-I von vielen als störend empfunden. Diese Form ist aber eine der wenigen, die vom Deutschen Rechtschreibrat anerkannt und im amtlichen Regelwerk aufgenommen sind. Das amtliche Rechtschreibwerk gilt für Schulen, Verwaltung und Rechtspflege.

 

Der Gendergap (Beispiel: Übersetzer_innen) ist eine der ersten Schreibweisen, die durch den Unterstrich Raum für die Vielfalt der Geschlechter bietet. Der Unterstrich hat sich in der Praxis aber wenig durchgesetzt und hat auch seine Nachteile, da er bei weiteren Unterstreichungen nicht mehr sichtbar ist.

 

Der Schrägstrich (Beispiel: Übersetzer/innen) wird vor allem in offiziellen Dokumenten verwendet, da auch diese Form des Genderns eine vom Rechtschreibrat anerkannte ist. Aber auch diese Schreibweise stellt nur Frau und Mann gleich, schließt jedoch nicht die Vielfalt der Geschlechter ein.

 

Die Paarform (Beispiel: Übersetzerinnen und Übersetzer) ist eine sehr klassische Form des Genderns. Auch Sie ist vom Rechtschreibrat anerkannt. Allerdings, wie bereits der Schrägstrich und das Binnen-I, ist diese Form wenig inklusiv und zudem werden Texte sehr lang, was vor allem bei Zeichenbegrenzungen zu Schwierigkeiten führt.

 

Neue und inklusive Genderschreibweisen

Auch die Genderschreibweisen haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Ging es anfangs hauptsächlich um die Gleichstellung von Frau und Mann, ist es heute essentiell, die Vielfalt der Geschlechter darzustellen.

 

Die Neutralform (Beispiel: Mitarbeitende) schließt alle Geschlechter ein und stört den Lesefluss nicht. Allerdings gibt es nicht für alle Worte eine Neutralform, die sich auch wirklich gut anhört. So sind “Mitarbeitende” und “Studierende” schon üblich im Sprachgebrauch, der Begriff “Übersetzende” ist aber eher nicht.

 

Der Gender-Doppelpunkt (Beispiel: Übersetzer:innen) ist eine der häufigsten Genderschreibweisen, vor allem auf Webseiten. Und das aus gutem Grund: Zum einen werden Frau und Mann dargestellt, aber durch die Sprechpause wird auch anderen Geschlechtern Raum gegeben. Außerdem ist diese Form zusätzlich sehr gut für die Barrierefreiheit einer Website, da Leseprogramme mit dem : eine Sprechpause einlegen.

 

Das Gendersternchen (Beispiel: Übersetzer*innen) gehört auch zu einer der gängigsten Formen des Genderns und stellt besonders gut die Vielfalt der Geschlechter dar, da das Sternchen in alle Richtungen ausstrahlt. Allerdings ist das * nicht besonders gut für Vorleseprogramme geeignet und erinnert viele Menschen beim Lesen noch an die frühere Fußnote, die man mit * gesetzt hat.  

Gendern in Verträgen und offiziellen Dokumenten

Wie bereits oben erwähnt gibt es Genderschreibweisen, die vom Deutschen Rechtschreibrat anerkannt sind und welche, die es nicht sind. Folgende Schreibweisen sind im amtlichen Regelwerk aufgenommen:  

 

  • Binnen-I
  • Schrägstrich
  • Paarform

 

Das amtliche Regelwerk gilt für Schulen, Verwaltung und Rechtspflege. Es gibt keine Pflicht zum Gendern, wenn man in diesen Bereichen aber Gendern möchte, dann muss das nach den Regeln des Deutschen Rechtschreibrats geschehen. Erst im Dezember letzten Jahres hat sich der Rechtschreibrat wieder gegen die Aufnahme des Genderns mit Sonderzeichen entschieden. Mehr zur Entscheidung des Deutschen Rechtschreibrats können Sie hier nachlesen.

 

SEO: Wie gehen Suchmaschinen eigentlich mit Gendern um?

Ein weiteres wichtiges Thema, das man für Webseiten beachten sollte, ist die Suchmaschinenoptimierung. Gut rankende Keywords sind meistens immer noch maskulin, aber warum eigentlich? Ganz einfach, weil die Mehrzahl der Menschen genau danach sucht. Google beispielsweise spiegelt mit den Keywords nur das Suchverhalten der User:innen. Und derzeit stellt Google eben noch nicht gleich, ob gegendert wird oder nicht. Dieses Muster können wir im Moment nur selbst ändern, indem wir auch gegenderte Suchbegriffe in Suchmaschinen eingeben. So wird auf Dauer dann auch die Keyword-Landschaft etwas bunter.

Fazit 

Wir bei lingoking haben uns entschieden, mit dem Gender-Doppelpunkt zu arbeiten, da wir finden, dass er Inklusivität und Barrierefreiheit perfekt vereint. Außerdem wollen wir durch Neutralformulierungen den Genderdoppelpunkt vermeiden, um einen guten Lesefluss zu gewährleisten. Es gibt aber auch Ausnahmen, so werden wir manchmal auf das Gendern in Metadaten, URL und H1 verzichten, wenn das maskuline Keyword besser rankt. Gleichzeitig wollen wir aber mehr gegenderte Worte in Suchmaschinen eingeben, um auch hier einen Wandel herbeizuführen.

Über die Autorin

Katharina Weckend, Content & SEO Managerin

Katharina arbeitet seit diesem Jahr bei lingoking als Content und SEO Managerin. Sie ist verantwortlich für die Content- und SEO-Strategie und schreibt Texte für die Website, den Ratgeber und andere Medien von lingoking. "Ich freue mich, in unserem Rategeber Wissen weiterzugeben und so zu helfen, Sprachbarrieren weiter einzureißen."

Porträt von Katharina, Content Managerin bei lingoking

Übersetzungen mit lingoking