Pflegerin hält Hand eines alten Mannes
Einwandern nach Deutschland, Wissenswertes

Pflegenotstand in Deutschland

Katharina Weckend | 12.02.2025

Sie haben vom Pflegenotstand in Deutschland gehört und wollen mehr erfahren? Sie sind eine Fachkraft aus dem Ausland und wollen mehr über die Möglichkeiten erfahren, die Ihnen dieser Fachkräftemangel in der Pflege in Deutschland bieten kann? In diesem Artikel erfahren Sie, was der Pflegenotstand in Deutschland ist und wie Fachkräfte helfen können, diesem entgegenzuwirken.

Pflegenotstand in Deutschland – was ist das?

In Deutschland herrscht wie in vielen anderen Ländern Fachkräftemangel. Besonders brisant ist der Mangel in der Pflege. Laut Statistischem Bundesamt werden bis 2049 in Deutschland 280.000 bis 690.000 Pflegekräfte fehlen. Genau diesen drastischen Mangel an Pflegekräften nennt man Pflegenotstand.  

Wie kam es zum Pflegenotstand in Deutschland?

Zwei Dinge haben maßgeblich zum Pflegenotstand beigetragen: der demografische Wandel in Deutschland und die fehlende Attraktivität von Pflegeberufen.

 

In den letzten Jahrzehnten kam es in Deutschland zu einem demografischen Wandel. Die Jahrgänge der Babyboomer (1946-1964) fielen besonders geburtenstark aus im Vergleich zu den Folgegenerationen X (1965-1980) und Y (1981-1996). Dies führt zum einen zu einer Überalterung der Gesellschaft, weil es einen größeren Anteil älterer Menschen im Vergleich zu den Jüngeren gibt. Das bedeutet auf lange Sicht, dass Deutschland mehr Pflegepersonal benötigen wird. Zum anderen werden aber auch sehr viele Menschen über einen kurzen Zeitraum den Arbeitsmarkt verlassen und in Rente gehen. Somit wird es mehr Nachfrage nach Pflegepersonal aber weniger Angebot geben. Die Folgegenerationen können diese Lücke einfach nicht mehr schließen.

 

Zusätzlich nimmt die Attraktivität von Pflegeberufen immer mehr ab. Geringe Gehälter, viel Verantwortung, Schichtarbeit, steigende Belastung, Dauerstress – all das führt dazu, dass immer weniger junge Menschen diese Berufe ausüben wollen.

Welche Folgen hat der Pflegenotstand?

Der Pflegenotstand wird in Zukunft schwerwiegende Folgen für das Gesundheitssystem in Deutschland haben. Und das wird jede:r Einzelne in Deutschland spüren.

 

Kommt es schon heute zu langen Wartezeiten für fachärztliche Untersuchungen, so könnte dies in Zukunft auch in weiteren Gesundheitseinrichtungen, wie Krankenhäusern und Notaufnahme, zum Alltag werden. Für Pflegekräfte wird die Belastung immer höher, was Pflegeberufe in Zukunft noch unattraktiver machen wird.

 

Diese Mehrbelastung der Pflegekräfte führt zusätzlich zu einer Verschlechterung der Pflegequalität. Immer mehr Menschen werden Pflege benötigen. Es wird aber immer weniger Angebot geben, weil schlicht das Pflegepersonal fehlt. Wer es sich leisten kann, wird sich einen Platz in einer privaten Pflegeeinrichtung suchen. Wer sich das nicht leisten kann, wird seine Angehörigen selbst pflegen müssen.

Was tun gegen den Pflegenotstand?

Aber es muss nicht so weit kommen. Die einzige nachhaltige Lösung aus dieser Misere sind qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Sie können den Mangel an Pflegefachkräften in Deutschland ausgleichen. Außerdem würden so mehr jüngere Menschen in den Arbeitsmarkt in Deutschland eintreten und der Überalterung der Gesellschaft entgegenwirken.

 

Es müssen sich aber auch die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte deutlich verbessern. Außerdem muss Deutschland ein attraktives Land für eine Auswanderung sein.

Ausländische Pflegefachkräfte in Deutschland

Ausländische Pflegefachkräfte werden in Deutschland auf verschiedenen Wegen angeworben, zum Beispiel über staatliche Programme oder sogenannte Relocation Agenturen. Diese Agenturen unterstützen ausländische Fachkräfte bei der Abwicklung des komplexen Prozesses der Einwanderung und Anerkennung von Qualifikationen. Einige größere Gesundheitseinrichtungen kümmern sich aber auch selbst aktiv darum, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren.

 

Die meisten ausländischen Pflegekräfte in Deutschland kommen aus Polen, Bosnien und Herzegowina, der Türkei, Kroatien sowie Rumänien.

 

Sie arbeiten in Berufen wie:

 

  • Gesundheits- und Krankenpfleger:innen
  • Pflegefachmann oder Pflegefachfrau
  • Altenpfleger:in
  • Hebamme oder Entbindungspfleger:in

 

Um in Deutschland im erlernten Beruf arbeiten zu dürfen, müssen die meisten Qualifikationen offiziell anerkannt werden.

Anerkennung von Qualifikationen

Pflegefachberufe fallen in Deutschland unter die reglementierten Berufe. Wer in Pflegeberufen arbeiten möchte, benötigt daher eine staatliche Zulassung. Personen aus der EU, dem europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz erhalten in der Regel eine automatische Anerkennung ihrer ausländischen Qualifikation.  

 

Für Personen aus Drittstaaten ist der Weg einer beruflichen Anerkennung etwas komplexer. Ihre Qualifikationen müssen meist individuell in einem sogenannten Anerkennungsverfahren geprüft werden. Wenn es wesentliche Unterschiede zwischen der ausländischen Ausbildung und der in Deutschland gibt, müssen Anpassungsmaßnahmen zum Beispiel in Form von Nachqualifizierungen vorgenommen werden.

 

Neben den fachlichen Qualifikationen müssen folgende zusätzliche Voraussetzungen erfüllt sein:  

 

  • Deutschkenntnisse: mind. Niveau B2
  • Gesundheitliche Eignung: ärztliche Bescheinigung aus Deutschland oder dem Herkunftsland
  • Polizeiliches Führungszeugnis bzw. Certificate of Good Standing aus Deutschland oder dem Herkunftsland als Nachweis der Vertrauenswürdigkeit

 

Mehr zum Thema Anerkennung von Qualifikationen erfahren Sie in unserem Artikel “Anerkennung in Deutschland”.

Wie lange dürfen ausländische Pflegekräfte in Deutschland arbeiten?

Das hängt ganz davon ab, welches Visum ausländische Pflegekräfte in Deutschland beantragen. Folgende Visa kommen für ausländische Pflegekräfte in Frage:  

 

  • Arbeitsvisum für Berufserfahrene
  • Arbeitsvisum für Fachkräfte
  • Blaue Karte EU
  • Chancenkarte

 

Mehr zum Thema Visum erfahren Sie in unserem Artikel “Arbeitsvisum Deutschland".

Pflegehilfskräfte als Chance

Im Jahr 2023 wurde die Pflegefachkraftquote von 50 Prozent aufgeweicht. Das bedeutet, dass Einrichtungen heute Entlastung für Pflegefachkräfte schaffen können, indem sie Pflegehilfskräfte einstellen. Diese können bei der Grundpflege unterstützen, zum Beispiel beim Waschen, Anziehen, Blutzuckermessen, bei der Medikamentengabe, etc. So steigt die Pflegequalität wieder und es bleibt mehr Zeit für Bewohner:innen bzw. Patientinnen und Patienten.  

 

Doch woher sollen diese Pflegehilfskräfte nun kommen? Und auch hier ist die Antwort: aus dem Ausland, zum Beispiel aus Drittstaaten. Dies können sowohl bereits qualifizierte Fachkräfte sein oder Personen, die eine einjährige Ausbildung zur Pflegehilfskraft in Deutschland absolvieren wollen. Fest steht, dass dies sowohl eine Chance für Deutschland als auch für Menschen aus dem Ausland ist.

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Autorin

Katharina Weckend, Content & SEO Managerin

Katharina arbeitet seit diesem Jahr bei lingoking als Content und SEO Managerin. Sie ist verantwortlich für die Content- und SEO-Strategie und schreibt Texte für die Website, den Ratgeber und andere Medien von lingoking. "Ich freue mich, in unserem Rategeber Wissen weiterzugeben und so zu helfen, Sprachbarrieren weiter einzureißen."

Portrait of Katharina

Übersetzung Englisch

Dr. Tracey Kimmeskamp

Die gebürtige Nordirin Tracey lebt seit über 20 Jahren im deutschen Ruhrgebiet. Seit 2016 arbeitet sie bei lingoking als Übersetzerin und trainiert gleichzeitig fleißig für ihren Traumberuf als Mochi-Qualitätskontrolleurin.